Die Unternehmensberatung PaySys Consultancy gibt alljährlich eine Kartenmarktstatistik in Deutschland heraus. Dabei ist bemerkenswert, dass die Karten mit den internationalen Brands (Amex, Mastercard, Maestro, Visa, V PAY usw.) fast in gleicher Höhe wie die inländische Debitkarte Girocard (inkl. ELV) zu diesem zusätzlichen Umsatz beigetragen haben: 11,1 bzw. 11,9 Milliarden Euro. Ohne Berücksichtigung des ELV-Umsatzes verzeichnete das Girocard-System 2019 zwar eine hohe Zunahme (+23,9 Milliarden Euro), aber fast 50 Prozent des Zuwachses erfolgten durch die Substitution der ELV-Transaktionen (minus 11,6 Milliarden Euro), die ebenfalls mit der Girocard getätigt werden.
Der bereits 2018 erfolgte starke Rückgang des ELV setzte sich 2019 ungebremst fort. Gegenüber 2017 hat das bis dahin erfolgreiche ELV um ein Drittel eingebüßt. Obwohl noch keine belastbaren Zahlen für 2020 vorliegen, ist die Vermutung berechtigt, dass auch die hohe Wachstumsrate des Girocard-Umsatzes 2020 (+12 Prozent) durch die andauernde Substitution des ELV ausgelöst wurde.
Senkung der Händlergebühren sorgte für steigende Akzeptanz
Die europäische Regulierung der Interchange Fees (2015) führte in Deutschland insbesondere für Kreditkarten zu einer Senkung der Händlergebühren für die Kartenakzeptanz. Seitdem ist die jährliche Wachstumsrate des Kartenumsatzes mit den internationalen Brands wesentlich höher als die der nationalen Debitkarte, wie auch 2019: 7,8 Prozent bzw. 5 Prozent. Der Marktanteil mit der Girocard (inkl. ELV) ist – gemessen am Umsatz – zwar mit 65,4 Prozent noch dominierend, aber längerfristig betrachtet, rückläufig. Vor zehn Jahren betrug der Marktanteil noch 69,1 Prozent.
Bedingt durch die zunehmende Kartenakzeptanz in Branchen mit niedrigen Durchschnittsbons, das kontaktlose Zahlen und die Preissenkung für Benzin ist der Durchschnittsbetrag einer Kartenzahlung 2019 um fast zwei Euro auf ca. 54 Euro gefallen. Vor zehn Jahren betrug der Durchschnittsbetrag noch ca. 63 Euro.
Ein wichtiger Treiber des Kartenumsatzes ist das jährliche Wachstum der Konsumausgaben. Die absoluten Zahlen sagen demnach noch nichts über die zunehmende Bedeutung der Kartenzahlung gegenüber konkurrierenden Zahlungsmitteln (wie Bargeld) aus. Gemessen an den Konsumausgaben die in Deutschland für Kartenzahlungen potentiell geeignet sind, steigt der Anteil der Karten kontinuierlich und liegt 2019 bei 42,1 Prozent (2010: 31,1 Prozent). Die relative Bedeutung der Kartenzahlung nimmt demnach weiterhin zu.
Rätselhafte Lücke im Umsatz
Es ist rätselhaft, warum von dem 2019 in Deutschland 2019 getätigten zusätzlichen Kartenumsatz von 23 Milliarden Euro gemäß Bundesbankstatistik nur drei (!) Milliarden Euro an inländischen POS-Terminals (inkl. ELV) gezählt werden. Da die Umsätze der Girocard (inkl. ELV) in der Regel nahezu vollständig an inländischen Terminals getätigt werden, muss zumindest dieser zusätzliche Kartenumsatz (ca. 12 Milliarden Euro) an dieser Stelle seinen Niederschlag finden. Es ist davon auszugehen, dass diese Widersprüche in der Bundesbankstatistik demnächst bereinigt werden.
Die oben genannten Zahlen ergeben sich aus der von der Unternehmensberatung PaySys Consultancy im Februar 2021 veröffentlichten Kartenmarktstatistik Deutschland 2010 - 2019.