In den kommenden zwei Jahren und darüber hinaus wird SWIFT seine technologischen Lösungskapazitäten erheblich ausbauen, was die Entwicklung einer digitalen Plattform der nächsten Generation mit einschließt. Ziel ist es, reibungslose Echtzeit-Transaktionen von jedem Konto zu jedem anderen zu ermöglichen ̶ und zwar überall auf der Welt. Dies wird unseren mehr als 11.000 Mitgliedsinstituten ein enormes Potenzial eröffnen, neue Dienste zu entwickeln und neue Kundengruppen anzusprechen. Und es wird das Korrespondenzbankensystem in einer Zeit beispiellosen technologischen Wandels wettbewerbsfähig halten und zukunftssicher machen.
Erfolg von GPI ebnet den Weg zu Echtzeitzahlungen
Den ersten Schritt in diese Richtung haben wir bereits 2017 mit unserer Global Payments Innovation (GPI) Initiative zur Steigerung von Transparenz und Effizienz im grenzüberschreitentenden Zahlungsverkehr unternommen. 2018 folgte der Beschluss, die SWIFT-Plattform auf den ISO 20022-Standard umzustellen, 2020 die Ankündigung der neuen Strategie und der erweiterten Plattform. Dabei hat uns insbesondere der Erfolg von GPI gezeigt, wie stark die Nachfrage unserer Mitglieder nach mehr Schnelligkeit und Nachverfolgbarkeit ist.
Derzeit sind mehr als 4.200 Finanzinstitute und 80 Marktinfrastrukturen im Rahmen von GPI aktiv. Im Jahr 2020 wurden täglich Zahlungen im Wert von 440 Milliarden US-Dollar über GPI abgewickelt. Das entspricht mehr als 75 Prozent aller grenzüberschreitenden (MT103) Nachrichten, die über SWIFT versendet werden. Nahezu 100 Prozent der grenzüberschreitenden GPI-Zahlungen werden dem Konto des Empfängers innerhalb von 24 Stunden gutgeschrieben, während 56 Prozent sogar innerhalb von nur 30 Minuten ihr endgültiges Ziel erreichen.
Zweistufiges Verfahren für Echtzeitzahlungen weltweit
Auf dieser Basis wurde gemeinsam mit der Banking-Community der Leitgedanke für die allgemeine Strategie und die konkrete Ausgestaltung der Plattform entwickelt. Die Plattform wird eine Reihe gemeinsamer Dienste für die effiziente Verarbeitung grenzüberschreitender Transaktionen bereitstellen, wie zum Beispiel Vorvalidierung wichtiger Daten, Sanktionsprüfung, Betrugserkennung, Datenanalyse, Transaktions-Nachverfolgung und Management von Problemfällen. Sie vereint damit Fähigkeiten, die heute von jedem Finanzinstitut individuell bereitgestellt werden müssen. Darüber hinaus kann die End-to-End-Effizienz durch Zusammenführung von Daten und gemeinsamen Diensten deutlich verbessert werden, während die Gesamtkosten sinken und den Endkunden ein Mehrwert mit schnelleren, zuverlässigeren Transaktionen sowie besseren und reichhaltigeren Daten geboten wird.
Die Plattform ermöglicht reibungslose Echtzeit-Transaktionen durch ein zweistufiges Verfahren: Im ersten Schritt, dem Vorverarbeitungsschritt, wird die Wahrscheinlichkeit von Fehlern bei der Zahlung minimiert. Im zweiten Schritt, dem Ausführungsschritt, wird die Zahlung dann so schnell wie möglich abgewickelt. Während des ersten Schritts findet eine Validierung statt, zum Beispiel mit Hinsicht auf die Zahlungsregeln, Betrugserkennung, Verifizierung des Endbegünstigtenkontos. In der zweiten Stufe wird der Abwicklungsprozess nach den heutigen GPI-Regeln ausgeführt und kann in Zukunft auf andere Abwicklungskonzepte wie vollsimultan und in Echtzeit erweitert werden.
Unser Ansatz stellt sicher, dass die gesamte Community mit minimalen Aufwand von der Plattform profitieren kann. Die Plattform stellt die Interoperabilität zwischen Institutionen her, die unterschiedliche Kommunikationskanäle und -formate nutzen.
Rückwärtskompatibilität und Interoperabilität als Ziele
Was bedeutet das für unsere Mitglieder? Die erste Version (Release 1) der Plattform, die sich derzeit in der Entwicklung befindet, soll im November 2022 in Betrieb gehen. Dabei werden wir sicherstellen, dass die sogenannte Rückwärtskompatibilität (backwards compatibility) erhalten bleibt. Finanzinstitute können bei der Anbindung an die Plattform also in ihrem eigenen Tempo vorgehen. Die Plattform unterstützt die Anbindung über bestehende Messaging-Formate und -Dienste und bietet darüber hinaus die Möglichkeit der Anbindung über APIs (Application Programming Interfaces).
Unser Ansatz stellt sicher, dass die gesamte Community mit minimalen Aufwand von der Plattform profitieren kann. Die Plattform stellt die Interoperabilität zwischen Institutionen her, die unterschiedliche Kommunikationskanäle und -formate nutzen. Institute können mit der Plattform das MT-Format bis zum Ende der ISO 20022-Migrationsfrist im November 2025 für grenzüberschreitende Zahlungen und Meldungen weiter verwenden und neue Dienste (zum Beispiel über APIs) in ihrem eigenen Tempo übernehmen. Diejenigen, die die vollen Vorteile von reichhaltigeren Daten und erweiterten Plattformfunktionen nutzen möchten, müssen jedoch ISO 20022 und die entsprechenden APIs implementieren. Hier sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass Swift empfiehlt, die Migration zu ISO20022 so schnell wie möglich anzugehen, um nicht das Risiko einzugehen, dass nach November 2025 die betroffenen MT Nachrichten nicht mehr ausgetauscht werden können. Zu diesem Zeitpunkt werden die betroffenen MT Nachrichten vom Netzwerk genommen werden und sind somit nicht mehr verfügbar.
Zahlungsverkehrsteilnehmer: Ambitionen und Prioritäten aktiv definieren
Viele Märkte haben diesen Standard bereits für Großbetrags- und Echtzeit-Zahlungen übernommen. Wichtige Märkte, darunter die Eurozone, die USA und Großbritannien, werden in den Jahren 2022/23 darauf migrieren. Ein Hauptziel von Release 1 der Plattform ist es daher, die Banken bei der Bewältigung der Komplexität in der Koexistenzperiode (2022 bis 2025) zu unterstützen, in der einige Banken und Märkte bereits auf ISO 20022 migriert sein werden, andere aber noch nicht.
Unter unseren Mitgliedern haben die verschiedenen Institute ganz unterschiedliche geschäftliche Ambitionen und Prioritäten. Zudem beobachten wir einen unterschiedlichen Entwicklungsstand in Bezug auf die technologische Infrastruktur und den Betrieb sowie die Bereitschaft, moderne Standards in Geschäftsanwendungen zu übernehmen (z. B. ISO 20022 oder standardisierte Open API/Notifications auf der Grundlage des ISO 20022-Datenmodells). Die Mitgliedsinstitute werden mit Informationen und Beratung auch durch unsere Partner unterstützt, ihre Rolle und ihre Ambitionen im Zeitalter globaler Echtzeitzahlungen von Konto zu Konto zu definieren.